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Verhelle bv

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Den Horizont erweitern

Der Markt der einjährigen Topf- und Beetpflanzen ist ein unberechenbarer Markt, der stark von Modetrends und Wetterbedingungen abhängig ist. „Wir setzen auf Pflanzen, die den Verbrauchern möglichst lange Freude bereiten. Auch das ist nachhaltiges Unternehmertum“, so Steven Verhelle.

Verhelle BV aus Pittem in Westflandern hat sich auf blühende einjährige Saisonprodukte spezialisiert, darunter Campanula, Capsicum, Solanum, Margeriten und Chrysanthemen. Infolge einer Fusion bewirtschaftet das Unternehmen an drei Produktionsstandorten insgesamt 5,5 Hektar Glas- und 4 Hektar Freilandfläche. „Im Herbst umfasst unser Portfolio Chrysanthemen in allen Formen und Größen. Um das Arbeitspensum besser über die Jahreszeiten verteilen zu können, erwägen wir die breitere Aufstellung unseres Unternehmens”, erzählt der kaufmännische Leiter Steven Verhelle (37). Gemeinsam mit seinem Bruder Simon (28) und dessen Ehegattin Julie (25) führt er das Unternehmen. Während sich Simon der Produktionsleitung widmet, zeichnet Julie verantwortlich für Verwaltung, Zertifizierung, Bestellungen und Personal. Im Schnitt wird das Trio von etwa fünf Saisonarbeitern unterstützt.

Langblüher

Im Herbst stehen Chrysanthemen im Fokus. Es ist ein anspruchsvoller  Markt. Dank der langen Blütezeit sind Chrysanthemen bei den  Verbrauchern sehr beliebt. „Die Wegwerfkultur ist nicht in unserem Sinne. Daher setzen wir auf Pflanzen, die sehr lange blühen und die dem Konsumenten lange Freude bereiten. Für uns ist das ein wesentlicher Aspekt der Nachhaltigkeit.“ Das Unternehmen sucht aktiv nach Arten und Sorten, die in diesem Bereich einen Mehrwert bieten können. So vertreibt es beispielsweise exklusiv die Summer Daisy, eine Chrysantheme, die sehr an die Strauchmargerite (Argyranthemum) erinnert und sehr lange blüht. „Sie ist auch eine etwas ‘wildere’ Pflanze. Die Erzeuger gehen oft davon aus, dass die Verbraucher Pflanzen mit ’optischer Perfektion‘ bevorzugen, aber das ist nicht der Fall“, davon ist Steven überzeugt.

Wasser wo es hingehört

 

In den Gewächshäusern erfolgt die Bewässerung nahezu aller Pflanzen über ein Ebbe-Flut-System, hauptsächlich auf Lava. Da das Drainagewasser durch den Boden abfließt, wird der grobe Schmutz  vom Wasser getrennt. Das gesamte Wasser wird gesammelt und wiederverwendet. Eine Behandlung mit Wasserperoxid garantiert die Wasserqualität. Bis vor Kurzem konnte das Regenwasser im Winter nur teilweise gesammelt werden.  Dank der Errichtung eines Wasserbeckens mit einem Fassungsvermögen von 15 Millionen Litern gehört das nunmehr der Vergangenheit an. Die Selbstversorgung mit Wasser ist somit garantiert. Steven ist ein überzeugter Fan des Ebbe-Flut-Systems: „Jede Pflanze bekommt die gleiche Wassermenge und das Wasser kommt dort an, wo es sein soll. Auf diese Weise wird Schimmelbildung verhindert.“

Blattverstärker

Trockenere Pflanze können anfälliger für Spinnmilben sein, doch damit wird das Unternehmen relativ selten konfrontiert. Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel wird durch den Einsatz biologischer Alternativen sowie Blattverstärkern eingeschränkt. Letztere sorgen für ein kräftigeres Blatt und damit für eine widerstandsfähigere Pflanze. Bei den Strauchmargeriten wird unter anderem ein Mittel verwendet, das zusätzliches Magnesium beinhaltet. „Hier gehen wir sehr gezielt vor. Zuerst testen wir an einer kleineren Charge mit einem Rückensprühgerät. Manchmal sehen wir erst einen Effekt, wenn wir die Behandlung abbrechen, manchmal zeigen sich gar keine Auswirkungen. Die Wirkung kann von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich sein, aber mit der Strauchmargerite haben wir gute Erfahrungen gemacht“, so Simon Verhelle.

Natürliche Feinde

Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln wird auf ein Minimum reduziert. Eine Wachstumsregulation bei Capsicum (Zierpaprika) wird durch Trockenkultur vermieden. Capsicum ist auch eine Pflanze, bei der Verhelle konsequent die Raubmilbe Amblyseius swirskii zur Bekämpfung von Thripsen einsetzt. Biologische Schädlingsbekämpfung ist also im konventionellen Zierpflanzenbau durchaus möglich, wird aber immer kontrovers bleiben. „Das natürliche Bekämpfungsmittel muss sich in einer Pflanze selbstverständlich wohlfühlen und muss auch die Zeit bekommen, sich zu vermehren. Dies ist nicht bei allen Kulturen selbstverständlich. Die ‚Swirskii‘ ist ein kleines Tier, das die Kunden nicht bemerken. Die Häutungen fallen ebenfalls nicht auf. So ist es  weiterhin möglich, eine perfekte Pflanze zu liefern, und das ist ein wichtiger Vorteil.”

Nachfrage des europäischen Einzelhandels

Plastiktöpfe sind im Zierpflanzenbau immer noch die Norm, aber auch diese Norm ist nicht unantastbar. Die schwarzen, sogenannten „Carbon Black“-Töpfe waren vor einigen Jahren in Ungnade gefallen, weil sie schwer wiederzuverwerten sind. Seitdem ist der Fokus auf wiederverwertbare Töpfe stetig gewachsen. Auch bei Verhelle sind recyclingfähige Töpfe jetzt die Norm. „Wir gehören hier zu den Vorreitern, insbesondere auch deshalb, weil 60 Prozent unserer Erzeugnisse für den Export bestimmt sind. Unsere Produkte gehen je nach Kultur hauptsächlich in die skandinavischen Länder, Deutschland, die Niederlande, Großbritannien und Frankreich. Zu unseren Kunden gehören auch viele Einzelhändler, die als erste strengere Anforderungen an die Recyclingfähigkeit gestellt haben. Wir haben uns daher schnell entschieden, unser gesamtes Sortiment nur noch in Recyling-Töpfen anzubieten.  Erzeuger,  die lokale Gartencenter beliefern, spüren diesen Druck möglicherweise weniger.“

Biologisch abbaubare Töpfe

Gehört die Zukunft kompostierbaren Töpfen, die mit der Pflanze in die Erde eingepflanztwerden? Steven Verhelle möchte sich auf jeden Fall dieser Herausforderung stellen. Im Frühjahr hat das Unternehmen im Rahmen einer Kampagne der belgischen Brustkrebsvereinigung ‘Think Pink’  eine Charge Helianthus (Sonnenblumen) direkt in kompostierbaren, biologisch abbaubaren Töpfen angebaut. Das Handling dieser Töpfe verlief relativ problemlos; allerdings mussten die Greifer zum Auf- und Absetzen der Pflanzen auf die Förderbänder nachjustiert werden, um zu verhindern, dass die Pflanzen auf den Boden fallen. Bei dem Anbau in kompostierbaren Töpfen waren aber nicht nur wir gefordert. Für die Kampagne haben sich die Teilnehmer der gesamten Lieferkette zusammengeschlossen, von den Topfpflanzen- über die Jungpflanzenlieferanten bis hin zu den Lieferanten der organischen Düngemittel. Gemeinsam wurde an der Optimierung gefeilt.

Verhelle bv ist Teil der ‘The Green Community’, einer Genossenschaft mehrerer Erzeuger, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben haben.  Möglichst wenig Plastik und Pflanzenschutzmittel sowie faire und transparente Preise bilden die Basis. Der Einsatz von kompostierbaren Töpfen ist Teil des Ziels, die Belastung von Mensch, Umwelt und Lebensumfeld zu minimieren.

Zusammenarbeit und Rücksprache

Steven glaubt fest an Zusammenarbeit und Rücksprache mit seinen Kunden. „60 bis 70 Prozent unserer Erzeugung ist bereits im Vorfeld verkauft.  Das ist unabdingbar, denn das Blühpflanzensortiment wird kurz vor Einsatz der Blüte verkauft; das gilt auch für langblühende Pflanzen. Selbstverständlich halten wir Rücksprache mit unseren Kunden:   Warum verlief der Abverkauf unserer Pflanzen flott oder weniger flott?  Was können wir noch verbessern, etwa die Topfauswahl oder den Aktionszeitpunkt?   Das ist ein ganz anderes Prozedere als bei Erzeugnissen, die viele Mitbewerber ebenfalls anbauen und die letztendlich nur über den Preis verkauft werden.   Wir setzen auf Sicherheit und beugen Dumpingpreis-Aktionen mit Pflanzen vor, die dringend abverkauft werden müssen.” 

Die strategische Entscheidung für Blühpflanzen mit überdurchschnittlicher Blütezeit reiht sich perfekt in unsere Firmenphilosophie ein: “Wenn die Ware länger beim Kunden haltbar ist, dann trifft das auch auf das Unternehmen zu.  So entsteht mehr Raum sowohl für uns, als auch für unsere Kunden. Auch das ist Nachhaltigkeit.“

Verhelle bv in Zahlen

Mitarbeiter:

  • 3 Geschäftsführer
  • 6 Saisonkräfte

Betriebsfläche

  • 5,5 ha Kalthaus
  • 4 ha Freiland

Export: 75% des Umsatzes
Anteil der Exportziele

  • Niederlande: 45%
  • Frankreich: 8%
  • Deutschland: 15%
  • Andere EU Nationen: 7%

Wichtigste Exportschlager: Primula, Bellis, Viola, Myosotis, Campanula, Argyranthemum, Sommerblüher, Capsicum, Aster, Chrysanthemum